SIND - Irgendwas mit Liebe

SIND - Irgendwas mit Liebe

Beinahe zufällig wurde die Berliner Gruppe SIND zur interessantesten neuen deutschen Rockband. Das am 20. April 2018 erscheinende Debütalbum „Irgendwas mit Liebe“ erzählt von gewaltigem Lebenshunger, der Suche nach Liebe und einer großen Freundschaft. Mit der gleichnamigen Single erscheint auch gleich ein neues Musikvideo.

Am Anfang war die Freundschaft. Keine Planung, kein Konzept, kein „Projekt“, sondern: Freundschaft. Der ganze Rest, also die frühen Konzerte, die ersten Achtungserfolge mit dem Song „Deine Magie“ und diesem auf simple Weise großartigen „Alpina Weiss“-iPhone-Video, die EP, und dann die Produktion des SIND-Debütalbums mit dem Bilderbuch-Produzenten Zebo Adam: das alles kam erst viel später. Die Einhaltung der korrekten Reihenfolge ist hier unbedingt wichtig, weil das eine ohne das andere gar nicht möglich gewesen wäre. Und ja, das klingt ein bisschen altmodisch, aber auch ziemlich schön.

Wir erklären das jetzt mal: Hannes, Arne und Max – Nachnamen tun hier nichts zur Sache – waren zusammen auf einer Schule. Die Gitarristen Hannes und Max machen schon damals zusammen Musik, irgendwann kommt Sänger Arne dazu. Im sogenannten Berliner Kreativdorf Holzmarkt und dort im damaligen Club Kater Blau verbringen sie ihre Zeit, dort arbeiten, feiern und proben sie – und lernen den Schlagzeuger Ludwig kennen. Der wiederum Mathias mitbringt. Mathias ist eigentlich Gitarrist, aber Gitarristen gibt es bei SIND ja schon, also spielt er Bass. Geprobt wird damals in der Clubtoilette des Kater Blau. Wer da zufällig mal sein sollte: Der Name SIND ist bis heute in den Boden geritzt.

„Für uns war das wie so eine Art Jugendclub“, erinnert sich Arne an die frühen Tage. „Wir haben da Badminton gespielt, Partys gefeiert, alles auseinandergenommen – und es irgendwie geschafft, bis zum nächsten Morgen wieder top aufzuräumen.“ Tagsüber wurden die Räume von einer Internetagentur genutzt. Der Proberaum war für SIND ein zu Hause, ein Lebensraum. Und das hört man der Musik irrerweise noch heute an. Insofern muss man diesen Hintergrund kennen, weil er die Basis dieser Band besser erklärt als alles andere – und somit auch ihren Sound. Man könnte sich sonst wundern, wie diese fünf Typen überhaupt in einer Band landen konnten.

Finanziert haben SIND ihr erstes Album selbst, mit ganz viel Unterstützung ihres gewaltigen Freundes- und Unterstützerkreises. Produziert haben sie es in Wien und Berlin gemeinsam mit Zebo Adam, der sonst unter anderem mit den Österreichern von Bilderbuch arbeitet. „Wir hätten eigentlich erwartet, dass er viel mehr mit dem Kram rumwerkelt, mehr Sound reinbringt“, sagt Hannes. „Aber er hat uns ermutigt, die Sachen mehr oder weniger so zu belassen, wie wir sie geschrieben haben.“

Eine sehr gute Entscheidung: „Irgendwas mit Liebe“ schleicht sich unauffällig an und erobert einen ganz langsam, bis man diese Songs nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Nichts an dieser Musik ist aufdringlich, aber mit diesen Smiths-artigen, flirrenden Wehmutsgitarren, dem melodisch verspielten Bass, den stoischen Drums und Arnes heiserem, zwischen waidwunder Lebenserschöpfung, Aufbegehren und Euphorie changierendem Sprechgesang ziehen SIND einen in einen Sog, dem man so schnell nicht mehr entkommen will.