Stellungnahme des Vereins zur Förderung der Popkultur e.V. zur Kritik von Aria Nejati
Lieber Aria,
vielen Dank für dein Engagement und deine kritische Auseinandersetzung mit dem Preis für Popkultur. Wir schätzen es sehr, dass du dich mit dem Preis beschäftigst – das zeigt, dass er eine Relevanz für die Szene hat und Diskussionen anstößt. Deine Kritik nehmen wir ernst und möchten auf einige Punkte eingehen.
Da du deine Kritik öffentlich auf Instagram geäußert hast, möchten wir ebenso öffentlich darauf antworten. Unser Ziel ist es, transparent darzulegen, wie der Preis für Popkultur organisiert ist und welche Maßnahmen wir bereits ergriffen haben, um ihn gemeinsam weiterzuentwickeln.
1. Einladung zum offenen Diskurs und Mitarbeit
Wir möchten nicht nur auf Kritik reagieren, sondern aktiv den Dialog suchen. Daher planen wir im Sommer eine Mitgliederversammlung, um mit unseren Mitgliedern und Interessierten gemeinsam über den Begriff „Popkultur“ zu diskutieren und mögliche Weiterentwicklungen des Preises zu besprechen. Uns ist wichtig, dass dabei alle Stimmen gehört werden.
Zudem freuen wir uns über neue Mitglieder im ehrenamtlichen Vorstand. Falls du Interesse hast, die Zukunft des Preises aktiv mitzugestalten, laden wir dich herzlich ein, dich bei uns zu engagieren.
Darüber hinaus setzen wir diesen Prozess der Auseinandersetzung bewusst fort, indem wir aktiv an Panels und Diskussionen zu diesen Themen teilnehmen. Uns ist es wichtig, den Dialog über Diversität und Fairness in der Musikkultur kontinuierlich weiterzuführen und stetig zu verbessern. Dies steht auch im Einklang mit unserer Satzung, die die Förderung, Darstellung und Weiterentwicklung der musikalischen Popkultur als zentralen Vereinszweck festschreibt.
2. Unabhängigkeit des Vereins und der Preisvergabe
Du kritisierst, dass der Verein aus Managements, Booking-Agenturen und Promotern gegründet wurde, die „schamlos“ eigene Künstler:innen auszeichnen. Daran stimmt, dass der Verein aus der Branche heraus entstanden ist. Doch er hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und legt besonderen Wert darauf, Interessenkonflikte zu vermeiden.
Wichtig ist: Es gibt keinerlei persönliche Verbindungen oder Abhängigkeiten zwischen Vorstandsmitgliedern und Nominierten. Zudem achten wir darauf, dass sich Jury-Mitglieder der Stimme enthalten, wenn sie selbst oder von ihnen betreute Künstler:innen nominiert sind. Dennoch gibt es natürlich immer Potenzial, diesen Prozess in den kommenden Jahren weiter zu optimieren, um noch unabhängiger und transparenter zu werden.
Dieser Ansatz steht im Einklang mit unserer Satzung, in der festgelegt ist, dass die Preisverleihung nicht von kommerziellem Erfolg bestimmt wird, sondern eine qualitätsbezogene Auszeichnung darstellt, die sich an künstlerischer Leistung, Innovation und gesellschaftlicher Relevanz orientiert.
3. Auswahl der Nominierten und Repräsentation von Hip-Hop
Die Kritik, dass von den meistgehörten deutschen Acts nur zwei nominiert wurden, greift zu kurz. Der Preis für Popkultur ist kein reiner kommerzieller Preis. Unser Ansatz unterscheidet sich bewusst vom ehemaligen ECHO, der in fast allen Kategorien ausschließlich Verkaufszahlen als Maßstab nahm. Stattdessen legen wir Wert auf künstlerische Qualität, gesellschaftliche Relevanz und Originalität.
Bezüglich Hip-Hop als Genre: Wir erkennen an, dass Hip-Hop eine zentrale Rolle in der deutschen Musiklandschaft spielt. Laut aktuellen Zahlen des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) hatte Hip-Hop/Rap in Deutschland im Jahr 2023 einen Marktanteil von rund 21 % am Gesamtumsatz der Musikindustrie – ein bedeutender Anteil, der sich auch zunehmend in unseren Nominierungen widerspiegelt. Die Zahl der nominierten Hip-Hop-Acts ist in den letzten Jahren gestiegen, auch wenn dies möglicherweise nicht immer ausreichend sichtbar ist. Wir hatten dich bereits eingeladen, als Stimme für Hip-Hop aktiv mitzuwirken. Wir stehen weiterhin offen für eine konstruktive Zusammenarbeit.
Viele der bekannteren Vertreter:innen im Rap-Bereich sind Männer. Uns ist es aber auch wichtig, dass Frauen und nicht-binäre Artists in allen Genres stärker repräsentiert werden. Ein ausgewogenes Bild der Popkultur zu zeichnen, ist unser Anspruch – und dabei zählen wir auf die gesamte Community.
4. Diversität im Verein und in der Jury
Die Frage der Diversität ist für uns total relevant. Dein Hinweis auf die Zusammensetzung des Vorstands und der Nominierten nehmen wir sehr ernst, gerade im Hinblick auf die aktuelle Zusammensetzung des Vorstands. Wir sind uns bewusst, dass wir als Verein kontinuierlich daran arbeiten müssen, Diversität und Repräsentation zu verbessern. Deshalb haben wir Maßnahmen ergriffen, um diesem Anspruch gerechter zu werden:
Die Jury, die es seit 2023 gibt, wurde möglichst divers aufgestellt, sowohl in Bezug auf Geschlecht, kulturelle Hintergründe, Alter und regionale Herkunft.
Es gibt eine unabhängige Jury-Phase, die Nominierungen auf Aspekte der Vielfalt hin prüft.
Wir laden explizit Mitglieder aus verschiedenen Genres und Communities ein, sich aktiv an den Nominierungen zu beteiligen, um eine noch breitere Perspektive sicherzustellen. Das müssen wir künftig wahrscheinlich noch stärker tun!
Dieses Vorgehen entspricht auch unserer satzungsmäßigen Verpflichtung zur Förderung von Erfahrungsaustausch und Vernetzung innerhalb der Popkulturbranche. Die Organisation von Panels und Diskussionen, an denen wir aktiv teilnehmen, ist Teil dieser übergeordneten Strategie.
5. Danke
Wir schätzen deinen kritischen Blick auf den Preis für Popkultur. Die lebhafte Debatte zeigt, dass der Preis eine Bedeutung für die Szene hat und als Plattform für den Diskurs über Musik und Popkultur dient.
Unser Ziel ist es, einen Preis zu schaffen, der unabhängig, demokratisch und vielfältig ist. Das gelingt nur mit einer aktiven und engagierten Community. Wir freuen uns darauf, diese Diskussion mit dir und allen Interessierten weiterzuführen – für einen Preis, der die Vielfalt und Qualität der Musikkultur bestmöglich widerspiegelt.
Herzliche Grüße
Der Vorstand des Vereins zur Förderung der Popkultur e.V.